Pflegegrad beantragen – So funktioniert das neue Begutachtungsassessment (NBA)
Die Beantragung eines Pflegegrades kann kompliziert erscheinen, doch mit dem neuen Begutachtungsassessment (NBA) wird der Prozess transparent und strukturiert. In diesem Artikel erklären wir, wie das NBA funktioniert, was dabei bewertet wird und wie Sie sich optimal auf den Gutachterbesuch vorbereiten können.
1. Was ist das neue Begutachtungsassessment (NBA)?
Seit 2017 wird der Pflegebedarf nicht mehr anhand der Pflegestufen, sondern der Pflegegrade bewertet. Das NBA ist das Instrument, mit dem Gutachter des Medizinischen Dienstes (MDK) den Grad der Pflegebedürftigkeit feststellen. Anhand eines Punktesystems wird ermittelt, wie stark die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen beeinträchtigt ist.
Die Punkte verteilen sich auf sechs Bereiche:
- Mobilität – Wie selbstständig kann sich der Pflegebedürftige fortbewegen?
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten – Wie gut kann er sich verständigen?
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen – Gibt es auffälliges Verhalten oder psychische Probleme?
- Selbstversorgung – Wie gut kann sich der Betroffene eigenständig versorgen (z. B. Essen, Waschen)?
- Krankheitsbedingte Belastungen und therapeutische Anforderungen – Welche medizinischen Hilfen sind notwendig?
- Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte – Wie gut kann der Betroffene seinen Alltag strukturieren und soziale Kontakte pflegen?
2. Wie wird der Pflegegrad ermittelt?
Je nach Schwere der Beeinträchtigung in den verschiedenen Bereichen vergibt der Gutachter Punkte. Diese Punkte werden am Ende addiert und ergeben den Pflegegrad:
- Pflegegrad 1: 12,5 bis unter 27 Punkte
- Pflegegrad 2: 27 bis unter 47,5 Punkte
- Pflegegrad 3: 47,5 bis unter 70 Punkte
- Pflegegrad 4: 70 bis unter 90 Punkte
- Pflegegrad 5: 90 bis 100 Punkte
Der Pflegegrad bestimmt, welche Leistungen der Pflegekasse Sie erhalten. Daher ist es wichtig, dass Sie alle Informationen und Unterlagen parat haben, um eine korrekte Einstufung zu gewährleisten.
3. Wie läuft die Begutachtung ab?
Nach der Beantragung eines Pflegegrades wird ein Termin mit einem MDK-Gutachter vereinbart. Der Gutachter besucht den Pflegebedürftigen zu Hause und führt eine detaillierte Begutachtung durch. Hier einige Tipps, wie Sie sich optimal vorbereiten können:
Tipps für die Vorbereitung auf den MDK-Besuch:
- Pflegeprotokoll führen: Dokumentieren Sie den Pflegeaufwand über mindestens eine Woche. Schreiben Sie auf, welche Hilfen wann und wie lange nötig sind.
- Unterlagen bereithalten: Sammeln Sie ärztliche Befunde, Rezepte, Therapiepläne und Berichte über den Pflegebedarf. Diese Unterlagen helfen dem Gutachter, ein umfassendes Bild zu bekommen.
- Ehrlich sein: Schildern Sie den Alltag realistisch und verschweigen Sie keine Probleme. Der Gutachter sollte wissen, wo wirklich Hilfe benötigt wird.
- Fragen stellen: Nutzen Sie die Gelegenheit, Fragen zu stellen und den Gutachter um Empfehlungen zu bitten.
4. Was tun bei einer Ablehnung oder niedriger Einstufung?
Sollte der Antrag abgelehnt werden oder der Pflegegrad niedriger ausfallen als erwartet, haben Sie die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Dies sollte innerhalb von vier Wochen nach Erhalt des Bescheids geschehen.
Zusammenfassung
Das neue Begutachtungsassessment (NBA) macht den Pflegegrad-Antrag transparenter und nachvollziehbarer. Gutachter bewerten verschiedene Bereiche der Selbstständigkeit, um den Pflegebedarf festzustellen. Mit einer guten Vorbereitung auf den MDK-Besuch können Sie sicherstellen, dass der Pflegegrad korrekt ermittelt wird und die richtigen Leistungen erhalten werden.
